Hast du dich schon mal gefragt, wie man Sourdough-Brot und nicht Sauerteig-Brot macht und wo genau der Unterschied liegt? Wolltest du es sogar selber probieren, aber sobald du darüber gelesen hast, hat es so kompliziert geklungen, dass du zuerst eine Backlehre abschliessen müsstest?
Die Wissenschaft um das Brot soll dich vom Backen nicht abschrecken. Deine Urgroßmutter hat es auch einfach gemacht, ohne zu wissen, z.B. was Autolyse oder Hydration genau bedeutet, und das Brot hat hervorragend geschmeckt. Wusstest du übrigens, dass die Tradition, mit Sourdough-Starterkultur das Brot (aus Weizen-, nicht nur Roggenmehl) zu backen überhaupt eine der ältesten auf der Welt ist? Hier wird das englische Wort Sourdough (statt Sauerteig) verwendet, um darauf hinzuweisen, dass wir vom lüftigen Weizen-, und nicht wie im deutschsprachigen Raum üblich – vom dichten Roggenbrot reden.
Der Hype um das Brot
In den letzten Jahren hat das Sourdough-Brot aus Weizenmehl (dank Avokado-Aufstrich) einen neuen Hype erlebt. Auf diesen Seiten wirst du herausfinden, dass das schönste Artisan-Brot, das du aus den angesagten Frühstückslokalen kennst, in Wirklichkeit kaum geknetet werden muss. Es braucht aber auf jeden Fall viel Zeit um gemacht zu werden. Falls du z.B. sowieso viel Zeit im Home-Office vebringst, könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein, diese Routine in deinen Haushalt einzuführen. Während dieser Zeit (ca. 24 Stunden) gibt es nicht immer etwas zu tun, es ist nur wichtig, dass du da bist, um jeweils den nächsten Schritt einzuleiten: z.B. der Teig hat sich verdoppelt, und jetzt muss er in den Kühlschrank (sonst geht er weiter auf und das Brot wird säuerlicher – obwohl noch immer sehr lecker).
Vor allem wollen wir aber diese Backtradition am Leben erhalten, nicht nur weil das Brot hübsch aussieht und herrvoragend schmeckt, sondern weil es besonders gut verträglich ist! Mit der Erfindung der kommerziellen Hefe haben wir eine Instant-Brot-Alternative bekommen, die kurzfristig weich und lüftig sein mag, klebt aber im Magen wieder zusammen. Sourdough-Backtradition bedeutet einen langen Fermentationsprozess mit den wilden Hefen aus der Luft und vielen guten Bakterien, die gemeinsam den Teig für unser Verdauungssystem „vorverarbeiten“. Für diesen Prozess brauchst du nur das Mehl und Wasser – und Geduld. Das Ergebnis und das gute Gefühl im Magen nach dem Essen wird dich dazu bringen, immer wieder das Brot zu backen.
Herbert und dein Konto
Eine Sourdough-Starterkultur ist übrigens ein bisschen wie ein Haustier in deinem Kuhlschrank. Manche haben einen Namen (z.B. „Herbert“) dafür. Mit der richtigen Pflege – d.h. regelmäßigen Futterung mit Mehl und Wasser alle 1-2 Wochen – kann sie Jahrzehnte leben. Wenn du das Brotlaib fertig formst und dabei kurz in den Handen hältst, wirst du genau spüren, dass dieser Teig, obwohl er kein Tier odere Pflanze ist – „lebt“. Der ganze Prozess bringt dich subjektiv näher zu deinen Vorfahren und eurem gemeinsamen Erbe. Zu guter Letzt wirst du auf Dauer eine Menge Geld ersparen, wenn du diese Tradition weiter pflegst: das letzte Mal als ich geschaut habe, hat ein 600g Artisan-Brot Laib nicht unter 7 eur gekostet.